Lucs Welt
Aquitaine
Sport und Spaß: Der Marathon du Médoc
Alljährlich am ersten September-Wochenende fällt in Pauillac der Startschuss: 7 500 Läufer machen sich dann auf die 42,195 Kilometer, vorbei durch die schönsten Schlossgärten entlang der Strecke: Château Margaux, Château Lynch-Bages, Château Pichon-Longueville.
Die meisten Sportler sind verkleidet mit den wildesten Kostümen – und neben Bananen und Wasser gibt es während des Laufes die besten Grand Cru-Weine zu probieren, gratis und in edlen Gläsern.
Was für ein Spaß!
Zum Anfeuern und Feiern sammeln sich zehntausende Besucher in Pauillac oder entlang der Strecke in den Weingärten zum Pique-Nique.
Jedes Jahr sind auch viele deutsche Läufer mit am Start.
Start und Ziel in Pauillac, Lauf durchs Médoc, www.marathondumedoc.com
Ein Dorf zum Träumen
Saint-Émilion
Schon der Weg hierher ist schlicht bezaubernd.
Das Auto fährt entlang enger Mauern, dahinter liegen die endlosen grünen Weinberge. Der Blick fällt immer wieder auf wunderschöne Châteaux aus dem typischen Sandstein der Region.
Und dann: Saint-Émilion.
Die engen Gassen. Die riesige Felsenkirche. Der Marktplatz mit fulminanten Weinboutiquen und erlesenen Restaurants in der Oberstadt.
Wer kann, sollte über Nacht hierbleiben, denn erst bei einem Abendspaziergang durchs ruhige Dorf erschließt sich der Zauber der Jahrhunderte endgültig.
Saint-Émilion, 45 Minuten östlich von Bordeaux
Liebe auf den ersten Blick
Carcans-Plage
„So ein Strand! So ein Blick!“ Das habe ich gerufen, wenn ich mich recht erinnere, damals, das erste Mal auf der Düne hinterm Zeltplatz von Carcans-Plage. Das ist keine Düne für Leichtmatrosen, sie ist hoch, steil, der Sand ist beschwerlich zu erklimmen. Und er ist heiß, wenn er sich mit seinen kleinen scharfen Körnern von selbst in die Flip-Flops schippt. Aber der Blick dort oben ist es wert. Vorne der Ozean, hinten der grüne Wald, oben der blaue Himmel. Und „blau“ ist kein leeres Wort. So besonders blau wie hier im Aquitaine ist der Himmel nirgends, da kann die Cote d’Azur einpacken.
Und weil es eine solche hohe und vor allem menschenleere Düne im südlicher gelegenen Lacanau-Océan nicht wirklich gibt, hat mich mein Weg immer wieder ins beschaulichere Carcans-Plage geführt. Deshalb lebt Luc genau hier in der kleinen Holzhütte hinterm großen Parkplatz. Wild campen ist auf dem leider nicht möglich, im Sommer sind Lucs Kollegen der Police Municipale da ziemlich wild hinterher. Der Campingplatz im Ort ist aber auch viel schöner.
33121 Carcans, 40 Kilometer von Bordeaux entfernt
Die perfekte Welle
"Summersurf"-Camp
Auf genau diesem Zeltplatz, dem Camping de l’Océan, gibt es das „Summersurf“-Camp. Die kurzhaarige blonde Lehrerin Cecilia arbeitet da zwar nicht, dafür sind die Rheinländer Grischa und Daniel die besten Coachs für den ersten Ritt auf der perfekten Welle. Im lauschigen Schatten der Seekiefern stehen die Zelte für die Surfanfänger, hier wird gequatscht, sehr lecker – und oft vegetarisch – gekocht und deutsch-französisch gefeiert. Auch den Autor hat hier das Surffieber gepackt, leider hat es beim besten Willen nie für eine Trainerkarriere gereicht. Aber diese Mischung aus sommerlichem Campingspaß und wunderbarem Wellenreiten, dem wohl körperlichsten und gleichzeitig glücklichmachendsten Sport der Welt – die erleben Reisende aller Altersklassen hier. Was waren das für Abende bei der EM 2012 mit Billigbier vom französischen LIDL – und dazu ordentlichem Muskelkater von der Jagd auf eine grüne Welle am Vortag. Ausprobieren. Unbedingt. Wochenkurse von Mai bis Oktober.
„Summersurf“, Camping de l’Océan, 33121 Carcans-Plage, summersurf.de, ab 250 Euro/Woche
Meer, Salz, Frische
Austern bei Le Routioutiou
Nein, das ist nicht für jeden etwas. Dieses glibberige Gefühl im Mund, und dieses Tier, dass ja zweifellos noch lebt beim Verzehr. Doch wer die Austern einmal hier probiert hat, in dieser kleinen Cabane, dieser Holzhütte im Port de Larros, dem Austernhafen von Gujan-Mestras, der wird ihnen eine lukullische Chance geben – und vielleicht immer wieder zurückkehren. Mir gings jedenfalls so – vorher war es vergebene Liebesmüh, mich zu Austern zu locken, doch hier öffnete sich eine neue kulinarische Ebene: So einfach, so lecker, so natürlich war dieses Vergnügen.
Der Austernfischer Fabrice Vigier serviert sie direkt vom Bassin d’Arcachon geholt, nur mit etwas Schalottenessig, frischem Brot und natürlich einem unwiderstehlichen Weißwein. Dabei sitzen seine Gäste vor der Holzhütte im kleinen Jardin und genießen die Sonne und den Blick auf die Fischerboote. Bei Fabrice habe ich viel über die Profession des Austernfischers gelernt, ein harter Job in Zeiten der Austernviren, und der Austerndiebe. Die gibt es wirklich, und sie stehlen besonders in der Hochsaison im Winter tonnenweise Meeresfrüchte. Darum geht es in Lucs drittem Fall, bald hier im Verlag Hoffmann & Campe, Hamburg.
„Le Routioutiou“, Cabane 155, Port de Larros, 33470 Gujan-Mestras, tgl. geöffnet
Sand und kein Ende
Die Dune du Pilat
Fast drei Kilometer Sand, bis zu 110 Metern hoch. Sie ist die höchste Wanderdüne Europas – und sie ist keine Reiseempfehlung. Sie ist ein Muss. Der Aufstieg ist steil, der Ausblick ist grandios. Da liegen der Bassin d’ Arcachon vor einem, aber auch der Atlantik, die Ausläufer der Düne und dahinter der Wald. Und das alles auf dieser majestätischen Anhöhe. Die Sonnenuntergänge sind der Wahnsinn: wer verliebt ist, ist es hier noch stärker, und wer es noch nicht ist, wird es ganz schnell. Oder verliebt sich in die Düne, ins Aquitaine, in die Weite, in das Licht.
Statt des Abstieges empfiehlt der Autor ganz entschieden: Herunterrollen lassen. Der Sand ist weich und es ist ein wirklich lustiges Vergnügen. Aus eigenem Erleben empfiehlt es sich aber auch, vorher alle Taschen zu schließen und Wertvolles aus Hosentaschen zu entfernen. Wer des Autors Handy am Fuße der Düne findet, möge sich melden.
Dune du Pilat, 33115 La Teste-de- Buch, ca. 40 Minuten von Bordeaux entfernt
Kinderlachen garantiert
Le Miroir d’Eau in Bordeaux
Diese Stadt ist phantastisch und Lucs griesgrämige Haltung zu Bordeaux muss für Touristen absolut unverständlich sein. Aber gut, es ist eben seine Geschichte. Doch wer auf dem Place Canteloup steht oder vor den gewaltigen Gemäuern auf dem Place de la Bourse, der wird sich wie ein verspäteter Herzog vorkommen, der sein Herzogtum besucht. Bordeaux atmet Geschichte – und ist kulinarisch ohnehin die Hauptstadt Frankreichs.
Wessen Füße nach einem langen Tag der Spaziergänge über alte Steine aber erschöpft sind, für den tut sich kühle Erholung auf – und für Kinder ist er sowieso eine Offenbarung: Der Wasserspiegel „Miroir d’Eau“ am Ufer der Garonne, genau vorm Place de la Bourse. Alle 15 Minuten öffnen sich hier die Düsen und schaffen einen dichten Wassernebel, der über dem Granitstein ein buntes Treiben auslöst: halbnackte Kinder spielen im Wasser, Touristen entspannen ihre wunden Füße, die Einheimischen schauen aus der Distanz belustigt zu. Und das alles mit dem Panorama auf Fluss und Altstadt.
Le Miroir d’Eau, genau am Place de la Bourse, 33000 Bordeaux
Eine Oase in der Stadt
Paris
Die Place Dauphine
Es gibt viele schöne besondere Plätze in Paris. Aber der unspektakulär-wunderbarste ist die Place Dauphine auf der Île de la Cité gleich neben Pont-Neuf. Als Korrespondent war ich viel im hektischen Justizpalast auf der Seine-Insel in seinem altehrwürigen Gemäuer. Dort verfolgten wir Kollegen viele Prozesse mit Interesse auch für die deutschen Zuschauer, etwa das Verfahren um den Milliardenbetrüger Jerome Kerviel oder um den deutschen Dieter Krombach, der angeblich seine Stieftochter Kalinka getötet haben soll. Und aus diesem hektischen Treiben in den vielen Gerichtssälen bin ich oft genug ausgebrochen, nur zweimal um die Ecke, und dann stand ich schon auf dieser kleinen Place Dauphine.
Dort gibt es einen eingefassten Platz mit Tauben und Möwen, viele historische Laternen und wunderbare alte Bäume, die den Blick freigeben auf die alten Gebäude der Île de la Cité. Carrie sprang hier in der vorletzten Folge von „Sex and the City“ aus ihrem Taxi, um zu ihrer verpatzten Lesung zu gelangen. Ansonsten ist der Platz aber autofrei. Hier zu lesen, zu schauen, zu knutschen, ist wunderbar: eine stille Oase inmitten der Großstadt. „Chez Hugo“, das Restaurant, in dem Luc und seine Kollegen immer essen, wenn sie mit einem Fall nicht weiterkommen, gibt es übrigens nicht. Stattdessen steht an seiner Stelle das „Restaurant Paul“, es ist um einiges schicker und ein wenig teurer, aber die klassisch-französische Küche ist nicht zu verachten.
Place Dauphine, auf der Île de la Cité, 75001 Paris
Aquitaine in Paris
Restaurant „Fontaine de Mars“
Eigentlich hätte Luc nicht in den Südwesten zurückziehen müssen, denn auch in Paris bekommt er seine Heimat serviert, er beschreibt das ja im ersten Kapitel des Buches. Am besten gelingt das im schönen 7ten Arrondissement, in einem klassischen Bistro mit großen runden Leuchtern, rot-weißen Tischdecken und Kellnern mit Fliege. Wir sind im „Fontaine de Mars“, kurz hinterm Champ de Mars, der Eiffelturm ist in Wurfweite. Im Sommer saß der Autor oft auf der lauschigen Holzterrasse mit Blick auf den Springbrunnen, der dem Resto seinen Namen gibt. Auf den Tellern liegt das Aquitaine in seiner ganzen Fülle: es gibt Kalbskopf, verschiedene Terrinen, Entenkeulen, Rinderfilet, Seezunge und Innereien, die Desserts sind der Kracher. Und der rote Hauswein „Selection Fontaine de Mars“ in der Flasche oder der Karaffe aus der Region ist eine Offenbarung.
Eigentlich wollte Nicolas Sarkozy den amerikanischen Präsidenten nach einem Staatsbesuch zum Abendessen zu sich in den Elysée-Palast einladen, doch Barack Obama entschied sich mit Frau und Töchtern für das„Fontaine de Mars“ – und zwar ohne Sarkozy. Seitdem lieben die Pariser das Restaurant noch mehr.
Restaurant „Fontaine de Mars“, 129 rue Saint-Dominique, 75007 Paris, fontainedemars.com, Tel. +33(0) 1 47054644, tgl. geöffnet. Unbedingt reservieren!
Lucs Wohnung
in der Rue de Verneuil
Eine schlichte grüne Tür, die Hausnummer 50, hier wohnt Luc eigentlich, doch nun hat er seine Wohnung für die Zeit im Aquitaine untervermietet. Mal sehen, wann er sie wieder beziehen wird. Tritt er aus der Tür, steht er auf einer der schönsten Straßen von Paris. Weil hier die Mutter des ehemaligen Pariser Bürgermeisters wohnte, gilt auf der gesamten Rue Parkverbot, die Autos störten ihr empfindliches Auge.
Der Straße hat diese Form der politischen Einflussnahme gutgetan: sie liegt gänzlich ohne optische Störung genau hinterm Musee d’Orsay (alles von Monet bis Renoir, dazu ein Ausblick durch die riesige gläserne Turmuhr – das Museum, das früher ein Bahnhof war, ist ein Muss auf jeder Besuchsliste) – und ist ein Kleinod des Pariser Lebens, in dem sich auch der Autor sehr wohlfühlte. Links und rechts der Hauseingänge sind Galerien und Lebensmittelläden. Auf der Ecke zur Rue du Bac befindet sich Eric Kayser, eine tolle Boulangerie, die zwar zu einer kleinen Kette gehört. Doch sowohl die belegten Sandwiches sind dank des krossen Baguettes unglaublich lecker – und der Laden ist eine der wenigen Pariser Adressen, die einen trinkbaren italienischen Espresso herstellen können.
Die Straße runter Richtung Saint-Germain, vorbei an den alten gelben Laternen, die im Dunkeln knistern, liegt noch eine ganz besondere Tür an der Hausnummer 5. Mit viel Graffiti, vielen hingeschmierten Sprüchen. Hier lebte Serge Gainsbourg, Raucher, Trinker, Schauspieler und Chansonnier. Jede Schrift an der Wand ist eine Hommage - das Haus gehört nun seiner Tochter Charlotte und der Familie Gainsbourg.
Rue de Verneuil, 75007 Paris